"Schmettern wir den Jazz" mit Dm. Dragilew. Рубрика "Шмаляем джаз!"
Dmitri Dragilew
© Elena Dmitrieva
[...dies ist keine Biographie - statt einer Fußnote und nur bezüglich seiner journalistischen Erfahrungen: als Chef-Redakteur und Redaktionsleiter in Erfurt agierte er in den Jahren 2000-2005.. Später wurde er zum Kurator derselben Redaktionsgruppe und schliesslich zum Koordinator der Redaktionsgruppe in Berlin (ab 2011). Noch in seiner Heimatstadt Riga war er Volontär und freier Mitarbeiter der russischen Redaktion des Lettischen Staatichen Rundfunks. Von 1992 bis 1995 zeichnete sich verantwortlich für eine thematische Rubrik, führte Reportagen durch und machte Interviews mit bekannten Kulturschaffenden. Im Lettischen Radio trat er zum ersten Mal auch als Liedermacher auf. Eines seiner Lieder wurde zehn Jahre lang als Trailer-Opener der Sendung «Tagaus tagein» verwendet. Im Jahre 2005 hospitierte er im Sender «Echo Moskau»...]
Für sein ehrenamtliches Engagement erhielt Dragilew im Jahre 2007 den Ehrenbrief und die Ehrenadel des Freistaates Thüringen, ausgehändigt vom Oberbürgermeister der Stadt Erfurt, unterzeichnet vom Ministerpräsidenten des Landes.
- Literarisch-musikalische Collage "Soljanka auf herbstliche Art" nach einer Humoreske von I.Schermann (2004)
- Zwei Musiker und Journalisten in einem Gespräch: smal talk mit Oleg Molokoedow (2002)
- Radiobrücken Deutschland-Russland (in Zusammenarbeit mit Radio "Russkij Mir") 2011-13
- TV-Reportage über ein Konzert von Johann Kovalski. Kamera: Alexander Bormotow (2005)
- Das Lied "Slow Light"
Und wie wär's mit einem Interview?
Ein Bericht über die Lesung mit Dmitri Dragilew, die unsere Kollegen von Berliner Literarische Aktion (Stadsprachen/Parataxe) organisiert haben:Der Körper der Sprache:
Stefanie Beckmann
Dmitri Dragilew hatte als Vortragende seiner Gedichte auf Deutsch die Slawistin, Übersetzerin und Autorin Ruth Wynneken mitgebracht. Sprache ist bei diesen beiden Granden der russischsprachigen Kunstszene Berlins das Alpha und das Omega. Die Übertragung der komplexen Gedichte Dragilews sind eine wahre Herausforderung und so kam es, dass die eigentlich nur Vortragende seiner Gedichte, Ruth, in Vorbereitung auf die Lesung zur Übersetzerin wurde.
Die vielsprachigen Gedichte (neben Russisch, finden sich auch lettische, deutsche, englische und jiddische Versatzstücke), beinhalten eine reichhaltige und teilweise exotische Lexik. Sprachbilder kommen oft daher in Form einer besonderen Metapher: der verschachtelten Metapher der Metarealisten. Deren großartigster Protagonist war der Russe Aleksej Parschikow, zu dessen Freundeskreis der Sprachkünstler Dmitri Dragilew einst gehörte. In den Gedichten des zeitgenössischen Berliner Autors werden längst verschwundene Realitäten der Sowjetzeit mit heutiger Seinserfahrung verknüpft und klanglich zu Wortkunstwerken verarbeitet.
Angesichts dieser sprachlichen Komplexität spürt man das Entsetzen des Übersetzers, dessen Haupt-Aufgaben es ist, Sprachäquivalente zu finden und diese in einen Klangteppich zu wirken. Als Musiker hat Dmitri den Klangkörper seiner Sprachkunst im Blick, den Texten merkt man zudem deutlich seine Affinität zur Jazzmusik an.
Seine Gedichte entfachen im Kopf seiner Zuhörerinnen eine Bewegung, die von der ruhigen Haltung während des Gedichtvortrags unterstützt wird. Eine performative Art der Lesung findet hier auf eine ganz subtile Art statt, aber sie findet statt.
Was machen die Gedichte Dmitri Dragilews aus?
Das lyrische Ich steht vielleicht gar nicht so sehr im Zentrum der Gedichte, die einen vielbevölkerten, bunten Figurenkosmos beheimaten. Dabei stehen die gewählten Figuren, die teils aus Filmen, teils aus der klassischen russischen Literatur stammen oder sich aus anderen Quellen, die der vielgebildete Autor kennt, mit ihrer Intertextualität für eine Ebene dahinter: die Namen bilden quasi die Korridore zwischen den Realitäten.
Es bleibt noch zu sagen, dass auch Dmitri Dragilew mit seiner Poesie, integriert ist in den Kontext der russischen Welt. Die russische Literatur ist, wie Martin Jankowski darlegt, lebendig und einflussreich.
Zum Weiterlesen:
Städtische Ligaturen, Hochrothverlag, 2016
Mehr von und über Dmitri Dragilew unter:
https://www.lyrikline.org/de/gedichte/
krasnorechivee-chem-abzac-zapadnee-na-obshirnom-12318
https://stadtsprachen.de/author/dmitri-dragilew/